Warum du dich immer in denselben Typ verliebst – Psychologen entdecken verblüffende Muster

Warum wir uns immer wieder in denselben Typ Mensch verlieben – und was die Psychologie dazu sagt

Viele kennen diesen Moment: Eine Beziehung endet, und man schwört sich, es beim nächsten Mal anders zu machen. Dennoch findet man sich oft in einer Beziehung mit fast demselben Typ Mensch wieder, nur in einer neuen Verpackung. Es scheint fast, als würde unser Unterbewusstsein eine Art Autopilot für romantische Anziehung steuern.

Tatsächlich ist das kein Zufall. Die psychologische Forschung deutet darauf hin, dass unsere Partnerwahl stark von unbewussten Mechanismen und alten Beziehungsmustern geprägt wird. Erfahrungen aus der Kindheit leisten einen oft nachhaltigen Einfluss.

Vertrautheit macht attraktiv: Der Mere-Exposure-Effekt

Unser Gehirn liebt das Bekannte. Der Mere-Exposure-Effekt zeigt, dass je häufiger wir einem Reiz begegnen, desto positiver empfinden wir ihn. Dies gilt für Gesichter, Orte – und auch Menschen. Aus diesem Grund fühlen wir uns oft zu Partnern hingezogen, die uns auf subtile Weise vertraut erscheinen. Diese „Vertrautheit“ kann sogar dann angenehm sein, wenn sie auf schmerzhaften oder enttäuschenden früheren Erfahrungen basiert. Unser Gehirn erkennt das Muster und interpretiert es als „sicher“.

Kindheit hinterlässt Spuren: Bindungstheorie und innere Modelle

Die Bindungstheorie von John Bowlby und Mary Ainsworth beschreibt, wie bereits im Kleinkindalter sogenannte innere Arbeitsmodelle entstehen. Diese beeinflussen, wie wir Beziehungen sehen und gestalten:

  • Sicher gebundene Menschen erlebten verlässliche Fürsorge und streben nach emotionaler Nähe und Stabilität.
  • Ängstlich-ambivalent Gebundene erfuhren wechselhaftes Verhalten und erleben oft Unsicherheit in Beziehungen.
  • Vermeidend Gebundene zogen sich früh emotional zurück und suchen später oft ebenfalls distanzierte Partner.
  • Desorganisiert Gebundene hatten widersprüchliche Beziehungserfahrungen, oft durch traumatische Erlebnisse geprägt.

Diese Muster können sich im Laufe der Zeit ändern, aber sie beeinflussen weiterhin subtil unsere Erwartungen an Beziehungen.

Wenn Hormone Herzen lenken: Neurobiologie der Liebe

Auch unsere Biochemie spielt eine Rolle. Helen Fisher erforschte, dass verschiedene neurochemische Systeme unser Verhalten und unsere Präferenzen bei der Partnerwahl beeinflussen. Menschen mit einem aktiven Dopamin-System, die „Entdecker“, fühlen sich zu abenteuerlustigen Partnern hingezogen, während Serotonin-dominierte „Baumeister“ Stabilität suchen.

Diese Hypothesen sind wissenschaftlich spannend, aber bisher nicht abschließend verifiziert. Klar ist: Unsere neurobiologische Ausstattung spielt eine Rolle bei der Wahl unserer Partner, ist jedoch nur Teil eines komplexen Zusammenspiels.

Immer wieder derselbe Fehler? Der Wiederholungszwang

Der von Sigmund Freud beschriebene Wiederholungszwang bezeichnet die unbewusste Tendenz, alte Beziehungsmuster zu wiederholen, um vergangene Traumata „heilen“ zu können. Ein Beispiel: Wer als Kind um emotionale Nähe kämpfen musste, sucht später immer wieder nach unerreichbaren Partnern in der stillen Hoffnung, einmal ausreichend geliebt zu werden.

Diese Muster sind oft Ausdruck ungelöster innerer Konflikte, die nach Auflösung suchen, aber häufig neuen Schmerz bringen.

Selbstwert: Der stille Regisseur unserer Partnerwahl

Unser Selbstbild beeinflusst maßgeblich, wen wir als Partner akzeptieren. Die Selbstbestätigungstheorie von William Swann zeigt, dass Menschen unbewusst nach Bestätigung ihres Selbstbildes suchen – sogar wenn dieses negativ ist. Wer sich selbst als nicht liebenswert empfindet, wählt möglicherweise Partner, die dieses Bild bestätigen. Doch wer einen gesunden Selbstwert hat, erkennt schneller toxische Dynamiken und zieht respektvollere Beziehungen in Betracht.

Was die Big Five über unsere Partnerschaft sagen

Die „Big Five“ Persönlichkeitsdimensionen – Extraversion, Neurotizismus, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit – geben Einblicke in unsere Anziehungsdynamiken:

  • Extravertierte ziehen oft andere gesellige Partner an.
  • Neurotische fühlen sich manchmal zu emotional labilen Personen hingezogen, was Spannungen verstärken kann.
  • Offenheit verbindet jene, die Neues schätzen.
  • Gewissenhafte bevorzugen strukturierte und zuverlässige Partner.
  • Verträgliche suchen einfühlsame, kooperative Beziehungen.

Ähnlichkeiten bringen Vorteile, doch können sie auch Herausforderungen bergen, gerade wenn zwei emotional instabile Partner aufeinandertreffen.

Was wir unbewusst ausstrahlen – und warum das zählt

Körpersprache, Tonfall und Wortwahl senden ständig Botschaften, ohne dass wir es merken. Unsicherheit und Selbstzweifel werden genauso vermittelt wie Selbstbewusstsein. Unsichere Menschen ziehen ähnliche Persönlichkeiten oder dominante Partner an. Selbstsichere Menschen wirken anziehend auf Partner mit gesundem Selbstwert. Unsere Ausstrahlung beeinflusst, wen wir anziehen und wer sich von uns angezogen fühlt.

Wie man den Kreislauf durchbricht

Fühlst du dich immer wieder von den falschen Partnern angezogen, hilft es innezuhalten und Muster zu reflektieren. Auch kleine Veränderungen im Bewusstsein können große Wirkungen haben:

  • Muster erkennen: Notiere dir Ähnlichkeiten bei vergangenen Partnern. Was war vertraut? Was problematisch?
  • Prägungen verstehen: Welche Beziehungsmuster aus deiner Kindheit wiederholst du?
  • Selbstwert aufbauen: Investiere in deine persönliche Entwicklung, z.B. durch Therapie oder Coaching.
  • Langsamer daten: Gib dir Zeit, Muster zu erkennen, bevor du emotional involvierst.

Warum Ähnlichkeit stärker verbindet als Gegensätzlichkeit

„Gegensätze ziehen sich an“ sagt man, doch die Wissenschaft zeigt: Ähnlichkeit in Werten, Zielen und Persönlichkeitsmerkmalen korreliert stärker mit Zufriedenheit in Beziehungen. Unser Gehirn sucht instinktiv nach Kompatibilität. Treten Probleme auf, entspringen diese oft ungesunden Mustern wie dem Zwang nach Nähe oder Angst vor Ablehnung.

Der beste Ansatz ist, nicht das Gegenteil unseres „Typs“ zu suchen, sondern bewusst gesündere Varianten dieses Typs zu wählen.

Leitfragen für deine nächste Begegnung

  • Was finde ich an dieser Person anziehend?
  • Erinnert sie mich an frühere Partner – positiv oder negativ?
  • Behandelt sie mich wirklich gut oder fühlt sie sich nur vertraut an?
  • Übersehe ich Warnsignale aus Gewohnheit?

Es könnte sein, dass nicht der aufregendste Mensch im Raum der Richtige ist, sondern derjenige, der wirklich interessiert und respektvoll mit dir umgeht.

Was wir aus der Psychologie lernen können

Unsere Beziehungsmuster sind kein Zufall, sondern gelebte Psychologie. Wir fühlen uns zu dem hingezogen, was unser Gehirn als vertraut und „sicher“ einstuft. Diese Mechanismen zu verstehen, ist der erste Schritt zur Veränderung. Wenn wir unsere Muster erkennen, unseren Selbstwert stärken und unsere Partnerwahl reflektieren, erhöhen wir die Chance auf erfüllendere Beziehungen – mit Menschen, die nicht nur alte Dramen spiegeln, sondern wirklich gut für uns sind.

Was glaubst du bestimmt am meisten deine Partnerwahl?
Kindheitserfahrungen
Vertrautheit und Wiederholung
Neurochemie und Hormone
Selbstwertgefühl
Persönlichkeitsähnlichkeit

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