Diese WhatsApp-Nachricht trauen sich 73% der deutschen Männer nicht zu senden – der Grund überrascht

Warum fällt es vielen Männern so schwer, anderen Männern „Gute Nacht“ zu schreiben?

Es ist 23:30 Uhr. Du schreibst noch schnell mit deinem besten Freund über das Bundesliga-Spiel – dann wird es still. Du bist eigentlich müde, willst „Gute Nacht, Bro!“ tippen, zögerst, löschst es wieder. Am Ende bleibt es bei einem trockenen „Bis morgen“ oder gar keiner Nachricht. Kommt dir das bekannt vor?

Willkommen in der Realität männlicher Zurückhaltung in emotionaler Kommunikation. Das scheinbar kleine Beispiel eines Gute-Nacht-Grußes offenbart ein großes gesellschaftliches Thema: Wie schwer es vielen Männern fällt, Fürsorglichkeit oder Zuneigung gegenüber anderen Männern auszudrücken – besonders verbal.

Die große Gute-Nacht-Blockade: Ein Alltags-Phänomen unter der Lupe

Während „Gute Nacht, Maus“ oder „Träum schön, Liebling“ unter Frauen völlig normal sind, erleben viele Männer das simple Wort „Gute Nacht“ unter ihresgleichen als heikle Gratwanderung. Emotional? Zu weich? Zu intim?

Diese Zurückhaltung ist kein Zufall. Sozialpsychologische Forschung zeigt: Männer drücken emotionale Verbundenheit häufiger über Handlungen als über Worte aus. Fürsorgliche oder emotionale Botschaften gelten als potenziell riskant – zumindest in einem gesellschaftlichen Klima, in dem männliche Rollenbilder noch stark durch Abgrenzung von Emotionalität geprägt sind.

Wenn „Gute Nacht“ als mutig gilt: Der Einfluss hegemonialer Männlichkeit

Der Soziologe Raewyn Connell prägte den Begriff der hegemonialen Männlichkeit. Darunter versteht man gesellschaftlich dominierende Vorstellungen darüber, wie ein Mann zu sein hat: rational, unabhängig, kontrolliert – und möglichst emotionsarm.

Dieses Ideal ist tief verankert. So sehr, dass sogar harmlose Gesten wie ein Gute-Nacht-Gruß im digitalen Austausch Unsicherheit auslösen. Die Angst, als schwach, bedürftig oder gar unmännlich wahrgenommen zu werden, hindert viele Männer daran, emotionale Nähe verbal auszudrücken.

Der „Bro-Code“: Nähe ja, aber nur inoffiziell

Innerhalb männlicher Freundschaften existieren unausgesprochene Codes des Umgangs. Zuneigung wird zwar empfunden – aber lieber durch gemeinsames Biertrinken als durch Worte vermittelt. Dahinter steckt kein Mangel an Gefühlen, sondern ein eingeschränkter Ausdrucksrahmen.

Emotionale Botschaften wie „Gute Nacht“ überschreiten diese stillen Grenzen. Sie sind schlicht nicht Teil des üblichen Repertoires – und wirken darum fast schon rebellisch.

Wie Hormone und Sozialisation zusammenwirken

Neurowissenschaftlich betrachtet gibt es keinen Hinweis darauf, dass Männer biologisch weniger empathisch wären als Frauen. Die Unterschiede im Kommunikationsverhalten entstehen vor allem durch Sozialisation.

Testosteron etwa beeinflusst unser Verhalten nicht pauschal, sondern verstärkt bestehende Tendenzen. Wer also gelernt hat, Emotionen nicht zu zeigen, wird durch einen hohen Testosteronspiegel möglicherweise noch vorsichtiger im emotionalen Ausdruck – vor allem gegenüber anderen Männern.

Digitale Kommunikation: Warum WhatsApp es nicht einfacher macht

Was früher in flüchtigen Gesprächen unterging, bleibt heute als Textnachricht bestehen – sichtbar, screenshotbar, jederzeit abrufbar. Dieser digitale Dauerzustand verstärkt die Angst vor Missverständnissen, vor allem bei sensiblen Inhalten.

Studien zeigen: Männliche Jugendliche und junge Männer achten bei digitalen Botschaften besonders darauf, „nicht komisch“ zu wirken. Emojis, Satzzeichen, sogar Grußformeln werden strategisch eingesetzt – oder bewusst vermieden.

Der Emoji-Code: Wenn ein Herz politisch wird

Ein rotes Herz? Zu weiblich. Der Zwinker-Smiley? Ungewiss. Der Daumen hoch? Sicher. Emojis haben in männlichen Chats eine soziale Bedeutung bekommen, die über ihre Grafik hinausgeht.

Tatsächlich geben viele Männer an, in der Kommunikation mit männlichen Freunden auf emotionale Emojis bewusst zu verzichten – aus Sorge, missverstanden zu werden oder von der Norm abzuweichen.

Ein Vergleich: Emotionale Freiheit im Mittelmeerraum

In südeuropäischen Ländern wie Italien oder Spanien ist das anders. Dort gelten Körperkontakt, freundschaftliches Lob und emotionale Offenheit auch unter Männern als normal. Gut möglich, dass sich zwei italienische Freunde „Gute Nacht“ schreiben – mit Kuss-Emoji.

Diese Unterschiede sind kulturell bedingt. Emotionale Ausdrücke gelten in mediterranen Gesellschaften als Ausdruck sozialer Intelligenz, nicht als Schwäche. Deutschland hingegen folgt (noch) einem zurückhaltenderen Männlichkeitsideal.

Skandinavische Gelassenheit: Weniger Drama, mehr Nähe

Auch in den nordischen Ländern ist die emotionale Kommunikation unter Männern offener. Gesellschaftlich akzeptierte Gleichheit zwischen den Geschlechtern hat dort zu entspannteren Männlichkeitsmustern geführt. Gefühle zeigen ist kein Wagnis, sondern Alltag.

Warum ausgerechnet „Gute Nacht“ so symbolträchtig ist

Ein Gute-Nacht-Gruß ist weitaus mehr als ein bloßer Abschied. Er drückt Fürsorge, Zuwendung und emotionales Interesse aus. Gerade deshalb ist er ein kleiner, aber bedeutungsvoller Test dafür, wie offen Männer mit Zuneigung umgehen.

Die Angst vor Intimität – ganz ohne Erotik

Was viele Männer bremst, ist nicht die Botschaft selbst – sondern die Sorge, wie sie verstanden wird. Nicht selten verbirgt sich hinter der Zurückhaltung eine tiefer liegende Angst davor, für schwach, unangebracht emotional oder gar „falsch“ interpretiert zu werden.

Dieses gesellschaftlich geprägte Unbehagen ist nicht angeboren – es lässt sich verändern. Doch es braucht Mut und Bewusstsein.

Folgen der Zurückhaltung: Wenn Nähe auf der Strecke bleibt

Viele männliche Freundschaften bleiben auf einer sachlichen, oberflächlicheren Ebene. Der Mangel an verbaler Fürsorglichkeit kostet emotionale Tiefe.

Psychologische Forschung zeigt: Männer, die sich regelmäßig emotional ausdrücken, führen stabilere, erfüllendere Freundschaften – und profitieren davon auch mental.

Emotionale Isolation und mentale Gesundheit

Ohne emotionale Nähe steigt das Risiko für psychische Belastungen. Männer, die keinen Zugang zu Gefühlen finden oder diese nicht äußern können, sind anfälliger für Depressionen, Ängste oder Einsamkeit.

Die gute Nachricht: Die Fähigkeit zur emotionalen Kommunikation lässt sich trainieren – genauso wie ein Muskel.

Lösungsansätze: So überwindest du die Gute-Nacht-Blockade

1. Der kleine Schritt ist der erste

Niemand erwartet poetische Nachrichten. Aber ein einfaches „Gute Nacht“ ist ein Anfang – und meist viel weniger dramatisch als befürchtet.

  • Woche 1: „Gute Nacht“
  • Woche 2: „Gute Nacht“ + Smiley
  • Woche 3: „Schlaf gut, bis morgen“
  • Woche 4: „Gute Nacht, Kumpel“

2. Sprech drüber – statt dich durchzubeißen

Teile die Beobachtung mit einem Freund. Oft merkt man dann: Die meisten Männer empfinden ähnlich – sie sprechen nur nicht darüber. Gemeinsames Reflektieren kann die innere Blockade lösen.

3. Realitätscheck in drei Sekunden

Frag dich: Was passiert wirklich, wenn ich „Gute Nacht“ schreibe? Wird der andere mich seltsam finden – oder sich einfach nur freuen? In fast allen Fällen ist die Sorge unbegründet.

Gute Nacht, Männlichkeits-Mythen!

Der zögerliche Umgang vieler Männer mit emotionalen Botschaften ist kein Charakterfehler – sondern ein Spiegel unserer Kultur. Doch genau so, wie diese Muster erlernt wurden, können sie auch verändert werden.

Männlichkeit bedeutet nicht, Gefühle zu verstecken. Sie bedeutet, sie verantwortungsvoll zu zeigen.

Also ja – Männer dürfen „Gute Nacht“ sagen. Zu Frauen, zu Freunden, zu jedem. Ohne Drama, ohne Ironie. Einfach nur menschlich.

Und wer weiß: Vielleicht ist ein ehrliches „Schlaf gut, Bro“ sogar der Beginn einer tieferen Freundschaft. Probier’s aus.

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